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Hygiene und Desinfektion – sind wir im Alltag achtsam genug?

„Viele Menschen meinen, dass mit sinkender Inzidenz und steigender Impfquote gegen Covid das Thema Hygiene und Desinfektion passé ist. Dies ist ein Trugschluss, denn die Massnahmen für Hygiene und Desinfektion sind wirkungsvoll gegen alle Bakterien und Viren, nicht nur gegen Covid.“

Fatmir Hoti, Fachexperte für Infektionsprävention

In der aktuellen Pandemiesituation ist das Bewusstsein nach Sauberkeit und Hygiene zwar gestiegen, jedoch bedarf es nicht nur in Hinblick auf SARS-CoV-2 besonderer Hygiene- und Desinfektionsmassnahmen. Bakterien und Keime sind allgegenwärtig und begleiten uns in unserem Alltag. Ob Bakterien oder Viren, wir müssen mittels konsequenter Hygiene lernen, mit ihnen zu koexistieren.

Die Praxis zeigt jedoch, dass noch zu viele Fehler beim Desinfizieren von Händen oder auch Flächen passieren. Die korrekte Handdesinfektion dauert ganze 30 Sekunden an, doch wer nimmt sich im Alltag wirklich diese Zeit?
Wir haben den Fachexperten für Infektionsprävention Fatmir Hoti der Firma Schülke & Mayr gefragt, worauf es bei der korrekten Desinfektion zu achten gilt und welche Schritte Sie unbedingt beachten sollten, um Hände, aber auch Flächen möglichst frei von Bakterien und Keimen zu halten. Die Erkenntnisse teilen wir mit Ihnen in diesem Blogartikel.

Wirkung von Desinfektionsmitteln

Unter Desinfektion werden Hygienemassnahmen verstanden, die Keimbelastung durch Bakterien, Pilze, oder Viren auf Objekten oder biologischen Oberflächen deutlich zu reduzieren. Das Einsatzspektrum von Desinfektionsmitteln ist sehr weit und beschränkt sich nicht nur auf das medizinisch, klinische Umfeld – auch für Privatpersonen oder Betriebe ist Achtsamkeit in puncto Hygiene und Desinfektion geraten.

Für die korrekte Anwendung muss zwischen der Art des Desinfektionsmittels differenziert und dessen Einwirkzeit beachtet werden. Dabei wird zwischen den folgenden Eigenschaften differenziert:

  • bakterizid: wirkt gegen Bakterien
  • fungizid: wirkt gegen Pilze
  • begrenzt viruzid: wirkt gegen behüllte Viren (z. B. SARS-CoV-2, HIV, Hepatitis-C-Viren, Hepatitis-B-Viren)
  • viruzid: wirkt gegen alle Viren, d. h. behüllte und unbehüllte Viren (z. B. Noro-Viren)

Es ist wichtig zu beachten, gegen welche Keime das entsprechende Desinfektionsmittel wirkt. Lesen Sie sich daher immer aufmerksam die Gebrauchsanweisungen durch oder lassen sie sich von Expert:innen beraten.

Hände richtig desinfizieren

Ungefähr 80% jeglicher Infektionen, nicht nur Covid, werden über die Hände übertragen. Unsere Hände sind unermüdlich im Einsatz, weshalb sie tagtäglich mit potenziell schädlichen Mikroorganismen in Kontakt gelangen. Aus diesem Grund kommt der Handhygiene eine besondere Bedeutung in Bezug auf die Prophylaxe von Infektionen zu. Infektionen können so zwar nicht vermieden werden, aber mit Hilfe der hygienischen Händedesinfektion werden die Infektionsketten unterbrochen und die Ansteckungsgefahr deutlich reduziert.

Um sich effektiv vor Ansteckungen aller Art zu schützen, ist die korrekte Ausführung der Händedesinfektion unerlässlich. Was auf den ersten Blick recht leicht scheint, birgt jedoch seine Tücken erklärt Fatmir Hoti:

„Eine korrekte Händedesinfektion, sei es für medizinisches Personal oder die Allgemeinheit, sollte mind. 30 Sekunden dauern. Das Problem ist jedoch, dass diese Zeit oft nicht eingehalten wird.“

Die hygienische Handdesinfektion impliziert eine Einreibemethode in sechs Schritten, die insgesamt 30 Sekunden andauert. Desinfektionsmittel zerstören die Lipidmembran (Fetthülle) von Mikroorganismen und verändern deren eiweisshaltige Strukturen und Nukleinsäuren. Dieser Prozess dauert einige Zeit, daher sollte die vorgegebene Einwirkzeit von 30 Sekunden stets beachtet werden, um einen maximalen Schutz zu erlangen. Die zu desinfizierende Hautstelle oder Fläche muss während dieser Zeit stets vollständig benetzt sein. 

Fläche vs. Haut – unterschiedliche Ansprüche an Desinfektion

Nicht nur den Händen kommt ein besonderes Augenmerk in der Infektionsprävention zu. Auf Flächen überleben Krankheitserreger bis zu mehreren Monaten und werden über Staub oder wie Hände weitergetragen. Dies gilt besonders für hoch frequentierte Orte wie z.B. Toiletten, Bäder, Türgriffe, Handläufe oder Arbeitsflächen. Über keimbelastete Flächen bzw. Gegenstände findet eine indirekte Übertragung auf Hände, Schleimhäute oder Mitmenschen statt.

Je nachdem, ob die Haut oder eine Fläche desinfiziert wird, sollte auf ein unterschiedliches Desinfektionsmittel zurückgegriffen werden. Desinfektionsmittel, die für den direkten Hautkontakt gedacht sind, enthalten meist Alkohole (Ethanol oder Propanol) aufgrund der höheren Wirksamkeit. Lediglich 2% der Handdesinfektionsmittel sind alkoholfrei. Darüber hinaus ist Einwirkzeit bei alkoholischen Lösungen mit 30 Sekunden kürzer im Vergleich zu der alkoholfreien Alternative.

Grundsätzlich sollten Händedesinfektionsmittel nicht auf Fläche verwendet werden, da Zusatzstoffe, wie zum Beispiel Fette Rückstände auf den Flächen hinterlassen oder diese beschädigen können. Hier gilt es also die Materialverträglichkeit zu prüfen. Ausserdem eignet sich nicht jedes Flächendesinfektionsmittel für alle Oberflächen. Besonders bei Elektrogeräten wie Smartphone, Tablets oder Laptops ist Vorsicht geboten. Die Bildschirme, insbesondere Touch-Screens sind empfindlich und sollten daher mit alkoholfreien Desinfektionsmitteln behandelt werden. 

Sprays, Gels, Flüssigkeiten, Tücher oder Schaum – was ist das richtige Mittel für mich?

In Abhängigkeit davon, ob Hände oder Flächen desinfiziert werden, eignen sich unterschiedliche Formen:

In puncto Händedesinfektion sind Flüssigkeiten und Gele die gängigsten Varianten. Die Verbreitung von Gels ist in der Vergangenheit deutlich gestiegen, dennoch sind Flüssigkeiten mit 80% die populärere Form. Ob Gel oder Flüssigkeit – die Wirksamkeit ist die gleiche. Unter den Händedesinfektionstüchern gibt es kein zugelassenes Produkt, welches die Bedingungen (u.a. Wirksamkeit) erfüllt. Am Schweizer Markt existieren lediglich hygienische Feuchttücher, nicht jedoch hygienische Desinfektionstücher.

Zur Desinfektion von Flächen rät Experte Fatmir Hoti zu Tüchern. „Sprays sollten ein absolutes Tabu sein“, so Hoti. Das Desinfektionsmittel könnte beim Sprühen eingeatmet werden und zu Schleimhautreizungen und allergischen Reaktionen führen. Ausserdem werden Tröpfchen bzw. Aerosole beim Sprühen aufgewirbelt und gelangen dadurch in die Luft. Sprays sind zwar einfach zu handhaben, jedoch werden die Flächen nicht immer vollends desinfiziert. Da sich beim Sprühen der Sprühnebel in Form von Tröpfchen auf der Fläche absetzt, wird diese nicht vollständig benetzt. Dies macht ein Naschwischen erforderlich, um das Desinfektionsmittel auf die gesamte Fläche zu bringen.

Bewusstsein schaffen

Die Praxis hat gezeigt, dass Händedesinfektion nur dann konsequent erfolgt, wenn entsprechende Massnahmen offensichtlich aufgezeigt werden:

„Die einsame einzelne Desinfektionssäule ist eigentlich eine Farce, denn in unserem Verhalten blenden wir diese schnell und gerne aus. Nur die wiederholte visuelle Erinnerung über eine Vielzahl von aufgestellten Desinfektionssäulen z.B. im Einkaufszentrum ist effektiv.“

Konsequenterweise sollten in Grossraumbüros Desinfektionssäulen oder -spender prägnant und an verschiedenen Ort installiert werden. Das gleiche Prinzip gilt auch für Restaurants. Sind hier an jedem Tisch kleine Desinfektionsflaschen platziert anstatt nur einer Säule am Eingang, sind Gäste weitaus gewillter, diese auch zu verwenden. Experte Fatmir Hoti empfiehlt für Betriebe und Industrien Schulungen, in denen die Mitarbeiter den korrekten Umgang mit Hygiene- und Desinfektionsmassnahmen erlernen. Auf unsere Rückfragen, inwieweit sich hier auch Schulungsvideos oder Online-Kurse eignen, erklärt Hoti:

„Menschen haben ihre festen Gewohnheiten, was auch bedeutet, dass sie immer dieselben Fehler machen. In einem Onlinekurs können derartige Gewohnheiten nur schwer erkannt und durchbrochen werden. Erst die Übung in der Praxis erlaubt eine wirksame Verhaltensänderung.“

Drei „Must haves“ unter den Hygieneprodukten

Abschliessend haben wir den Experten Fatmir Hoti gefragt, was seine drei „Must haves“ in puncto Desinfektion sind und auf welche Produkte er nicht verzichten möchte. Immer bei sich hat Fatmir Hoti ein Fläschchen für unterwegs mit Händedesinfektionsmittel, idealerweise ein Mittel mit Rückfettung und Handpflege (z. B. desderman® care / gel). Denn die an öffentlichen Orten angebotenen Desinfektionsmittel erfüllen diese Eigenschaften oftmals nicht. Ausserdem sind Tücher zur Flächendesinfektion von Kontaktstellen in der Allgemeinheit, wie z.B. Einkaufswagen oder Tastaturen sein ständiger Begleiter (mikrozid® universal wipes oder mikrozid® sensitive wipes).  Hotis drittes Lieblingsprodukt ist in der Tat kein Produkt, es ist eine Routine: Regelmässiges Händewaschen wie vom BAG empfohlen, ist für ihn das A und O. Hier ist eine Seife mit niedrigem PH-Wert empfehlenswert (esemtan® wash lotion), da diese auch bei häufigem Waschen nicht der Haut schadet. Dies ist besonders bei verschmutzten Händen wichtig, bevor das Händedesinfektionsmittel verwendet wird.

Oberstes Leitmotiv für Fatmir Hoti ist der persönliche Schutz. Mit seinem Verhalten maximiert er die Wahrscheinlichkeit gesund zu bleiben. Und das hilft auch allen Mitmenschen. Hingegen könne er nicht beeinflussen, wie andere Menschen mit Hygiene und Desinfektion umgehen:

„Ich schütze mich, weil ich gesund bleiben will. Und damit schütze ich auch alle anderen. Ich zähle nicht auf Zufall und Nachsorge, meine Energie investiere ich lieber in Proaktivität mit Prophylaxe-Charakter.“