5'000+ zufriedene Kunden
Versand ab CH Lager in 1-2 Werktagen
Über 40 Jahre Erfahrung
Rückgaberecht

First Responder Oberes Seetal – Wenn jede Minute zählt

Wer einen Krankenwagen alarmiert, benötigt meist schnelle, medizinische Hilfe. Doch nicht immer können Rettungskräfte schnell genug am Einsatzort eintreffen. Dies kann besonders im Fall eines Herz-Kreislauf-Stillstandes gravierende Folgen haben. Mit jeder Minute, die verstreicht, sinken die Überlebenschancen drastisch, konkret um 10% (Quelle: Deutsche Herzstiftung). Während die Chance einer erfolgreichen Rettung nach 5 Minuten nur noch bei 50% liegt, bewegt sich diese nach insgesamt 10 Minuten gen 0. Kurzum: Hier zählt jede Minute.

Überlebenschancen Herzkreislauf-Stillstand

Um in diesen Situationen schnelle und unkomplizierte Hilfe zu gewährleisten, wird vermehrt auf den Einsatz von First Respondern als zusätzliches Glied in der Rettungskette gesetzt. In diesem Artikel blicken wir hinter die Kulissen des Projektes „First Responder“ bei der Feuerwehr Oberes Seetal des Kantons Aargau. Der zuständige Kommandant Ueli Gutknecht berichtet uns aus erster Hand wie die Auswahl, Ausbildung und Einsätze der neuen Gruppe ablaufen. Im Folgenden geben wir Angehörigen von Feuerwehr, Ärzteschaft und Samariterverein fundierte Insights, was Sie bei der Implementierung einer First Responder Gruppe beachten sollten.

First Responder Oberes Seetal

Weil besonders nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand die Zeit drängt, hat die Feuerwehr Oberes Seetal in diesem Jahr eine First Responder Gruppe ins Leben gerufen. Lokale First Responder sind die schnelle Voraushut für die nachrückenden Rettungssanitäter. Konkret handelt es sich bei den First Respondern um Freiwillige aus der Gegend, sogenannte Laien, die mobil sind und sehr schnell vor Ort sein können. Diese gut ausgebildeten und ausgerüsteten Freiwilligen leisten Soforthilfe bis der professionelle Rettungsdienst bei dem Patienten eintrifft. Die First Responder Gruppe Oberes Seetal ist die Frucht einer jahrelangen Arbeit eines engagierten Teams und der politischen Zustimmung der drei Gemeinden Bettwil, Fahrwangen und Meisterschwanden. Ab dem 1. Januar 2022 sind die First Responder einsatzbereit. Der Kommandant der Feuerwehr Oberes Seetal, Ueli Gutknecht, hat den Hut bei dem Projekt First Responder auf. Seit 10 Jahren ist der hauptberufliche Bauleiter bereits als Kommandant bei der Feuerwehr aktiv.

Die versammelte Mannschaft (v.li.): Gemeinderäte: Peter Brütsch (Bettwil) und Christoph Häusermann (Fahrwangen) | Fw Oberes Seetal: Ueli Gutknecht (Fwyx Kdt., 3.v.l) und Christoph Siegrist (Fw Kdt.Stv.) | First Responder Oberes Seetal | Team Stampfli Medical © Rebecca Campiche

Auswahl und Ausbildung der First Responder

„Wir haben das Fenster für die breite Bevölkerung geöffnet“, erklärt uns der Kommandant über die Auswahl der First Responder. Sich einzig und allein auf Angehörige der Feuerwehr zu beschränken, würde den Kreis potenzieller Helfer unnötig eingrenzen. Das Ergebnis: 30 Interessenten, von denen 24 die engere Auswahl erreichten und am Ende 13 auserkoren wurden. Ein bunter Mix ziert die neue First Responder Gruppe, die im Alter zwischen 30 und Mitte 50 ist: Von Anästhesisten über IT-Fachleute bis hin zu Überlebenstrainern – die Freiwilligen bringen unterschiedliche fachliche Hintergründe mit. Massgeblich mitgewirkt hat unter anderem die Landwirtin, Samariterlehrerin und Kursleiterin Maria Stutz, welche für den Einkauf, die Überwachung und Wartung des Sanitätsmaterials zuständig ist.

Stark engagiert hat sich zudem der Facharzt für Chirurgie, Dr. med. Thomas Rauer, vom Universitätsspital Zürich. Als 14. Mitglied der First Responder Gruppe besitzt auch er einen Rettungsrucksack und Defibrilator. Zudem verantwortet er die Ausbildung der Gruppe sowie die Qualitätskontrolle. Für die First Responder ist es ein grosser Gewinn, einen praktizierenden Arzt als Experten und Einsatzkollegen unter sich zu wissen.

Anhand welcher Kriterien wurde die Eignung der First Responder bestimmt?

„Wohnort, Arbeitsort, Arbeitszeiten, zeitliche Verfügbarkeit, Familienstand und Resilienzfähigkeit waren die Schlüsselkriterien“, erklärt uns Gutknecht im Interview.
Der Wohn- und Arbeitsort entscheidet ganz eindeutig darüber, welchen Umkreis die mobilen First Responder schnell erreichen können. Aber auch die familiäre Situation, z.B. Anzahl der Kinder und deren Betreuung, war für das Projektteam ein wichtiger Indikator. Das interdisziplinäre Projektteam bestehend aus Feuerwehrangehörigen, Ärzten und Samaritern prüfte und diskutierte die Anforderungen an die Bewerber. In intensiven Gesprächen mit den Bewerbern erfolgten ausserdem psychologische Abklärungen in Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Polizeipsychologen Horst Hablitz.

Insbesondere die Resilienzfähigkeit der künftigen First Responder wurde unter die Lupe genommen. Unter Resilienz versteht man die innere Stärke eines Menschen, Konflikte, Misserfolge oder Stress zu meistern. Diese gibt also Aufschluss darüber, wie ein Mensch mit Krisensituationen umgeht und diese verarbeitet. Für die langfristig erfolgreiche Ausübung dieser Freiwilligenarbeit ist eine hohe Resilienz eine elementare Eigenschaft eines motivierten Ersthelfers.

 All diese Faktoren wurden systematisch evaluiert und mit Hilfe eines Punktesystems bewertet. Mit dem Ziel, jene Bewerber zu identifizieren, die aufgrund ihrer Charakteristika schnell und häufig verfügbar sind und gleichzeitig die nötige psychische Stabilität mitbringen, um bevorstehende Notsituation mit Bravour zu bewältigen.

Wie werden die Milizen auf ihre künftigen Einsätze vorbereitet?

In Ergänzung an bestehendes medizinisches Vorwissen absolvierten die Milizen eine Grundausbildung zum Ersthelfer, welche alle zwei Jahre aufgefrischt wird. Diese zertifizierte Ersthelfer-Grundausbildung nach IVR (Interverband für Rettungswesen) wird in drei Kursteile untergliedert. Während Teil 1 die Teilnehmer schult, Erste-Hilfe-Massnahmen zu leisten bis professionelle Hilfe eintrifft, werden diese Fähigkeiten in Teil 2 vertieft. Darüber hinaus lehrt Teil 2 Kenntnisse zu Sicherheits- und Hygienemassnahmen bei unfallbedingten Verletzungen und akuten Krankheiten. Im letzten und dritten Kursteil erlernen die Teilnehmer die differenzierte Beurteilung der Situationen und leiten konkrete Massnahmen ein bzw. treffen Entscheidungen unter Berücksichtigung der vorhandenen Ressourcen.
Zudem steht der BLS AED Grundkurs auf dem Programm, bei dem die Teilnehmer die wichtigsten lebensrettenden Massnahmen zur Wiederbelebung mittels Defibrillator erlernen.

Schulung der First Responder Oberes Seetal © Rebecca Campiche

Darüber hinaus hat die Feuerwehr Oberes Seetal zwei Schulungstage veranstaltet, wo Krankheitsbilder, Fallbeispiele und Fallbesprechungen behandelt wurden. Ferner erfolgte eine Einweisung in das Defibrillator-Equipment, die Rolf Urech von Stampfli Medical betreute. Die Einweisung beinhaltet die Pflege und Wartung der Geräte durch den Anwender, zum Beispiel notwendige Schritte nach einem Einsatz, Ersatz von Elektroden und, je nach Laufzeit des Defibrillators, Ersatz der Batterien.

Des weiteren treffen sich die Ersthelfer regelmässig zur Nachbesprechung der Einsätze:

„Um einen steten Erfahrungsaustausch zu gewährleisten und von vergangenen Einsätzen zu lernen, werden sich die First Responder nach Einsätzen zu einer Nachbesprechung im Magazin treffen. Dies dient jedoch nicht nur dem Austausch und der Identifikation von Optimierungspotentialen, sondern auch um Einsätze entsprechend zu verarbeiten und mögliche psychische Belastungen bei den Ersthelfern frühzeitig zu erkennen.“

Ueli Gutknecht, Kommandant Feuerwehr Oberes Seetal

Eigenes und hochwertiges Equipment motiviert

Die Besonderheit im Projekt First Responder der Feuerwehr Oberes Seetal ist, dass jeder Ersthelfer mit einem eigenen Rettungsrucksack sowie einem automatisierten externen Defibrillator (=AED) ausgestattet ist. Der Defi, wie er im Fachjargon genannt wird, sendet Stromstösse aus, um Herzrhythmusstörungen zu beenden und ist daher insbesondere bei Herz-Kreislauf-Stillständen ein wichtiges Instrument.


Durch die bessere Abdeckung mit AED-Geräten können die Rettungswege deutlich verkürzt werden. Die First Responder können sich direkt auf den Weg zum Patienten begeben und müssen den Defi nicht noch an einem zentralen Lagerort abholen. Denn ein Defibrillator in der örtlichen Sporthalle oder im Gemeindehaus ist aller Voraussicht nach im Ernstfall nicht dort, wo er gebraucht wird. Tragen die First Responder den Defi bei sich, fahren sie mit einer anderen Erwartungshaltung zum Einsatzort und wissen, dass sie alles in ihrer Macht stehende für den Patienten tun können. Dies gilt ebenso für den Rettungsdienst, welcher mit einer grösseren Hoffnung zum Einsatz fährt, in dem Wissen, dass vor Ort bereits reanimiert wird.

„Wir wollten ein interessantes Konstrukt schaffen, bei dem die Leute auch richtig Lust haben, mitzumachen. Die eigene, hochwertige Ausstattung trägt einen grossen Teil der Motivation dazu bei“, erklärt uns Ueli Gutknecht.

Wie wurde die passende Ausrüstung für die Ersthelfer ausgewählt?

Um die notwendige First Responder Ausrüstung für die Ersthelfer zu evaluieren wurde eine Arbeitsgruppe aus Sanität und Samaritern gebildet. Aufgrund dessen, dass es sich bei den Ersthelfern um Laien handelt, wurde geprüft, welche medizinischen Geräte bedient werden dürfen. Der analysierte Bedarf an Materialien und Ausrüstung wurde dann mit Stampfli Medical als Lieferant durchgesprochen. Stampfli Medical hat im Rahmen des Projektes beraten, Komponenten vorgestellt mit dem Ziel die bestmögliche Ausrüstung bei vorhandenem Budget auszuwählen.

„Stampfli Medical hat sich qualifiziert durch die kompetenten Ansprechpartner im Rahmen der Projektevaluation. Aber auch für den eigentlichen Betrieb der First Responder Teams setzen wir auf Stampfli Medical mit der raschen und zugesicherten Verfügbarkeit von Ersatzmaterial vor Ort. Für unsere logistischen Bedürfnisse wollen wir auf einen Partner zählen und nicht auf ein anonymes Versandhaus.“

Maria Stutz, Samariterlehrerin und Kursleiterin

Nicht jede Entscheidung war von Anbeginn klar, so gab es viel Diskussionsbedarf in Bezug auf die Wahl des richtigen Defis. Hier spielen verschiedene Faktoren wie die Benutzerfreundlichkeit, Sicherheit für den Anwender, Anpassungsfähigkeit von Erwachsenen auf Kinder eine wichtige Rolle. Besonders die für den Anwender einfache Handhabung ist essenziell – hier sollte das Equipment den weniger routinierten Freiwilligen maximal unterstützen.

Letztlich hat der verbaute Beschleunigungssenssor im Zoll AED 3 BLS überzeugt sowie die Tatsache, dass umliegende Rettungsdienste Geräte desselben Herstellers verwenden. Dies hat folgenden Vorteil: Die Defibrillator-Pads können auf dem Patienten verbleiben, wenn der Rettungsdienst eintrifft. Dieser steckt ausschliesslich das Gerät um für den weiteren Transport und es kann nahtlos weitergearbeitet werden.

„Am Ende fiel die Wahl eindeutig auf Zoll AED 3 BLS, weil es deutlich anwenderfreundlicher ist als die Vergleichsprodukte. Die gewonnenen Vorteile bei der konsequenten Umsetzung unseres Konzeptes überwiegen klar, sodass die Preisfrage wichtig, aber nicht matchentscheidend war.»

Maria Stutz, Samariterlehrerin und Kursleiterin

Einsätze der First Responder

First Responder werden immer dann alarmiert, wenn Patienten folgende Symptome aufweisen: Atemnot, Brustschmerz, Bewusstlosigkeit bzw. Leblosigkeit oder Kreislaufstillstand. Fallen diese Stichworte in der Notrufzentrale, wird via Anruf und SMS alarmiert. Alle First Responder aus dem entsprechenden Gebiet werden dann parallel zum Rettungsdienst gerufen – nach dem Motto „wer verfügbar ist, rückt aus.“ Kommandant Ueli Gutknecht wünscht sich in Zukunft ein Monitoring, welches die Verfügbarkeit der Ersthelfer direkt abfragt, da im Einsatz max. 3-4 Ersthelfer benötigt werden. Auf diese Weise könnten die Freiwilligen auf die SMS mit „ja“ oder „nein“ antworten und zudem die benötigte Anreisezeit in Minuten durchgeben, was die Planung zusätzlich vereinfachen würde.

Angedacht ist, dass min. 2 First Responder am Unfallort erscheinen, da eine längere Reanimation für eine Person alleine schnell zu kraftaufreibend wird und unter Umständen der Defibrillator parallel aufgeschaltet werden muss.

Am Einsatzort angekommen, sind die First Responder in erster Linie für Sofortmassnahmen zuständig. Sie arbeiten vom Patienten aus sternförmig ab. Ist der Patient mit Erste-Hilfe-Massnahmen versorgt, werden Angehörige betreut, Türen blockiert, Rettungswege freigeräumt und in komplizierten Fällen die Sanität beim Eintreffen eingewiesen. In der Regel bedeuten die Einsätze für First Responder einen zeitlichen Aufwand von 15-30 Minuten, je nach Situation und Gesundheitszustand des Patienten.

Die wichtigsten Learnings

Wir haben Ueli Gutknecht gefragt, was er Wertvolles aus dem Projekt First Responder mitgenommen hat und welche Erfahrungen er gerne anderen Gruppen mit auf den Weg geben möchte.

1 | „Macht das Fenster für die breite Bevölkerung auf und nicht nur für eure Organisation, das ist ein grosser Gewinn.“
Aus Sicht des Kommandanten sichert diese Vorgehensweise besonders die Besatzung mit qualifizierten Kandidaten. Eine Erstbesatzung aufzustellen, ist in der Regel unproblematisch, aber sobald es um die Nachfolge geht, reicht der Kreis aus Samariterverein und Feuerwehr allein nicht mehr aus. Ausserdem ist die Beschränkung unbegründet, da es sich um Laienhilfe handelt und fachspezifisches Know-How nicht notwendig ist. Alle für die Einsätze notwendigen Fähigkeiten werden in intensiven Workshops gelehrt und geübt.

Gutknecht betont jedoch, wie wichtig es ist, die richtige Erwartungshaltung in der Bevölkerung zu schüren. Ansonsten erwarten Bürger das Eintreffen eines Rettungssanitäters, während es am Ende „nur“ eine bessere Laienhilfe ist. Darüber hinaus ist nicht 100%-ig garantiert, dass wirklich ein Laienhelfer rechtzeitig eintrifft. Diese sind nur ein zusätzliches Glied in der Rettungskette – alle von ihnen arbeiten in anderen Jobs und sind als Milizen tätig, eine Gewährleistung gibt es daher nicht.

2 | „Eigene, hochwertige Ausrüstung hat extrem motivierenden Charakter“
erklärt uns ausserdem Kommandant Gutknecht. Aus diesem Grund stand hochwertiges Material in diesem Projekt an oberer Stelle. Defibrillatoren sollten aus Sicht des Kommandanten nicht zentral platziert werden, sondern sich in den Händen derjenigen befinden, die diese auch anwenden können. Gutknecht empfiehlt daher anderen First Responder Gruppen ihre Ersthelfer ebenso mit eigener Ausrüstung, sprich einem adäquaten Rettungsrucksack und Defibrillator zu bestücken. Dies schafft eine bestmögliche Vorbereitung für die Einsätze, stärkt die Motivation und erhöht zudem Eigenverantwortung, auf das eigene Rettungsmaterial zu achten.


Wenn auch Sie eine First Responder Gruppe implementieren möchten und Unterstützung bei der Wahl der richtigen Ausrüstung benötigen, kontaktieren Sie uns gerne. Rolf Urech ist unser Experte auf diesem Gebiet und berät Sie gerne bezüglich verschiedener Materialien und Geräte.